Im Sonntagsgottesdienst, am 10. November 2024 um 9 Uhr, wurde der neu gewählte Prior vom Europakloster Gut Aich feierlich in sein Amt eingeführt. Die Klosterkirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, denn zahlreiche Mitmenschen wollten teilnehmen.
Den Feierlichkeiten können Sie hier in Bildern nachspüren. Den feierlichen Gottesdienst gibt es auf unseremYoutube-Kanal zu sehen!
Abtpräses Johannes Perkmann stand der Feier vor und sprach in seiner Predigt davon, dass Jesus einlädt, alles zu geben. Jedes kleine Talent. Und das muss nicht immer mega cool und mega groß sein, es soll dieses „von freien Herzen geben“ sein. Es zählt nicht die große Inszenierung, das äußerliche Getue schadet dem Gedanken, der Hingabe zu dienen, sich ganz hingeben zu können.
„Lieber Br. Thomas, wenn du heute ganz offiziell das Amt des Priors übernimmst. Dann ist auch der Ruf für dich auch ganz klar: dein Mögliches tun, dein Ganzes geben mit Herz und Seele ganz ungeteilt, mit vollem Einsatz für diese Gemeinschaft, mit allem, was dazugehört sorgen.“
Und er zitiert den Hl Benedikt, der sagt: „Mit größter Sorge soll der Klostervorsteher sich kümmern - um das Seelenheil derer besorgt sein, die im anvertraut sind. Und die ,die ihm anvertraut sind, lieben. Nicht dass er einer ist, der gefürchtet ist. Ungeteilt geben, nicht zurückhaltend sein, im realistischen Sinn mit allen Möglichkeiten, die du hast. Alles geben, was du kannst.“
Abt Johannes bestärkte uns alle mit den Worten „Nicht zu vergleichen, sondern das Eigene ganz tun, die eigene Berufung ganz leben.“
Vor der Gabenbereitung wurde Prior Thomas Hessler der Schlüssel und das Siegel des Europaklosters Gut Aich übergeben. Freudiger Applaus der Gottesdienstbesucher*innen. Br. Benedikt Hödlmoser, in seiner Aufgabe als Subprior, dankte im Namen der Brüdergemeinschaft und stimmte mit seinen Mitbrüdern (Br. Antonius, Br. Franziskus, Gast P. Klaus von der Erzabtei St. Ottilien, P. Johannes, Br. David, Br. Wolfgang und Br. Michael) ein Segenslied an.
In den Fürbitten wurden die Anliegen von den Menschen aus dem Gottesdienst vorgebracht:
„Wir bitten für die Menschen, die ein Zuhause in Gut Aich gefunden haben, dass sie selbst ein Zuhause schenken und für die Menschen, die auf der Flucht sind.
Wir bitten für Br. Thomas, stärke ihn an Leib und Seele, erfülle ihn mit Hoffnung und Zuversicht in seinem Dienst.
Ich bitte für alle Menschen, die auf der Suche nach ihrer Berufung sind, dass sie ihre Berufung finden und sie leben können.
Ich bitte für Br. Thomas, dass er den Mut und die Kraft hat, auch in herausfordernden Zeiten sein liebendes Herz zu öffnen.
Ich bitte für diesen Ort, wo Menschen Heilung und Trost erfahren.
Ich bitte für die Gemeinschaft, für die Bewohner, die hier leben und für die Kirchenbesucher, dass dieser Ort, dieses Haus, ein Platz des Friedens wird, in der Gottes Gegenwart erfahrbar wird.
Ich bitte, dass das Menschliche, das hier sichtbar wird, durchschaut werden kann, auf die Menschlichkeit Gottes.
Wir bitten für alle Kinder, die in dieser Kirche getauft worden sind, dass sie Gottes Nähe erfahren.
Ich bitte für uns alle, dass wir ein Leben führen dürfen, wo Du in uns wohnst und wirkst.“
Und Br. David Steindl-Rast schloss mit den Worten: „Ich bitte für Br. Thomas um Demut, im Sinne von Mut zum Dienen!“
Die Gabenbereitung und die Eucharistiefeier untermalte ein Männerchor unter der Leitung von Reinhard Schmid, einem Freund des Klosters. Die Oblaten Bruno, Christoph, Hans, ehrenamtlicher Mitarbeiter Fritz, Johannes Hessler und die Brüder Antonius, Raphael und Benedikt erfreuten Br. Thomas mit ihrem harmonischen Gesang.
Mit dem Lied „ich liebe dich“ von Reinhard May überraschte Fritz Plötzeneder nach einer Idee seiner Frau Erni. Er sang dieses Lied, mit Begleitung auf der Orgel von Br. Antonius, leicht abgewandelt mit den Worten: „Wir lieben Dich, wir brauchen dich, wir vertrauen dir, wir bauen auf dich, wollen nicht leben ohne dich, wir lieben dich“. Prior Thomas Hessler war sichtlich gerührt. Auch die Gottesdienst-Gemeinde fand Gefallen an diesen Klängen voll Zusage.
Nach dem Br. Benedikt das Klosterbrot und die Weckerl für die Agape gesegnet hat, kam Br. Thomas persönlich zu Wort.
Br. Thomas berichtete über seine Arbeit als Spiritual im Kolleg St. Benedikt in Salzburg, wo er vergangenen Samstag mit den jungen Mönchen ein Kloster gebaut hat – ein Kloster mit Licht und Schattenseiten. Und mit Blick auf P. Johannes meinte er: „So wie du, P. Johannes, es mit uns vor 35 Jahren gemacht hast. Die Grenzen sind gefallen in Europa und wir haben ein Kloster gebaut. (…) Es ist wichtig, dass wir uns Mut machen, dass wir der jungen Generation Mut machen und auch uns allen, die hier in der Kirche sind. Wir wollen weiter am Kloster bauen, denn miteinander sind wir Kirche und auch, wenn Mauern wieder errichtet werden, müssen wir an den Anfängergeist erinnern. Über dreißig Jahre ist das Europakloster Gut Aich im Miteinander entstanden.“
Seine Gedanken, als er die Leitung des Europaklosters interimistisch vor drei Jahren übernahm, teilte Br. Thomas mit uns: „Ja, ich übernehme diesen Dienst, aber es ist eine Gewissensfrage. Denn ich werde mich nicht zum Priester weihen lassen. Es gibt Strukturen in der Kirche die nicht menschenwürdig sind, die Menschen von diesem Dienst ausschließen, Frauen, verheiratete Frauen und Männer. Das ist etwas, wobei ich nicht mitmachen kann.“
Prior Thomas Hessler freut sich über eine kleine Veränderung, die Papst Franziskus bewirkt hat, dass auch Nicht-Priester die Möglichkeit bekommen haben, eine Leitungsfunktion im Kloster auszuüben.
„Dem Leben zu dienen, ist mein Leitwort. Wir glauben an Veränderung, die uns alle dient. Und das wir uns gegen Mauerbau, gegen jede Ausgrenzung und uns für das Gleichwürdige, für das Menschliche einsetzen.“
Bei einer Agape im äußeren Kreuzgang mit Wein, gewidmet dem Hl. Wolfgang ,und wohlschmeckenden Weckerl fand dieser Festgottesdienst einen schönen Ausklang.
(SuWin) Fotos: Europakloster Gut Aich/Susanne Windischbauer