Das war die Herbst-Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz im Europakloster Gut Aich. Einen Rückblick in Bildern finden Sie mit diesem Link!
Von Montag, 4. bis Donnerstag, 7. November 2024 tagten vierzehn Bischöfe aus Österreich und Abt Vinzenz Wohlwend, aus der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau,in unserem Kloster. Unter dem Vorsitz von Erzbischof Franz Lackner, Stellvertreter Bischof Manfred Scheuer aus Linz kamen Dr. Christoph Schönborn, Kardinal und Erzbischof Wien, Dr. Alois Schwarz, Bischof von St. Pölten, Dr. Ägidius Zsifkovics, Bischof von Eisenstadt, Dr. Benno Elbs, Bischof von Feldkirch, Dr. Werner Freistetter, Militärbischof für Österreich, Dr. Wilhelm Krautwaschl, Bischof von Graz-Seckau, MMag. Hermann Glettler, Bischof von Innsbruck, Dr. Josef Marketz, Diözesanbischof Gurk/Klagenfurt, Weihbischof Franz Scharl, Wien, Dr. Anton Leichtfried, Weihbischof in St. Pölten, Weihbischof in Wien Stephan Turnovszky und Salzburgs Weihbischof Hansjörg Hofer zusammen. Es war uns eine große Ehre und eine Freude den oftmals sehr bekannten Persönlichkeiten zu begegnen.
Der Montag startete mit einem Gebet in der Klosterkirche und Begrüßung von Prior Thomas Hessler. Im Anschluss lud Presse- und Medienreferent der Bischofskonferenz Paul Wuthe zu dem traditionellen Gruppenfoto mit den Bischöfen ein. Vor dem Ostertor unseres Klosters war bei strahlendem Herbstwetter der richtige Platz gefunden.
Mit einem Studiennachmittag über Landwirtschaft hat am Montag die Herbst-Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz im Europakloster Gut Aich bei St. Gilgen begonnen. Hauptreferent dabei war der zuständige Bundesminister Norbert Totschnig. Inhaltlich vorbereitet wurde der Studienteil vom St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, der innerhalb der Bischofskonferenz für diesen Themenbereich verantwortlich ist. An den Beratungen nahmen auch die im Landwirtschaftsministerium tätigen Sektionschefs Johannes Fankhauser und Elfriede Moser sowie der stellvertretende Kabinettschef Harald Welsch teil. (KAP)
Priester und Diakone aus der Umgebung fanden sich beim Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang, dem Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn vorstand, ein. Zu sehen waren unter anderem Abtpräses Johannes Perkmann, Generalvikar Harald Mattel und Simon Peter Lukyamuzi, Kooperator von St. Wolfgang.
In der Predigt betonte Schönborn, dass der christliche Glaube immer eine Einladung sei, bei der es daher keinen Zwang geben dürfe.
Ausgehend von den Tageslesungen stellte der Kardinal den "Christus-Hymnus" aus dem Philipperbrief in das Zentrum seiner Predigt. Dieser höchstwahrscheinlich älteste Text des Neuen Testaments sei das "größte Bekenntnis zu und über Jesus Christus" und "das Herz unseres Glaubens". Sich so wie der Herr zu "entäußern" und zu "erniedrigen" sei der bleibende Maßstab für Christen.
Schönborn erinnerte daran, dass die Missionstätigkeit des Paulus in Europa mit der Gründung der Gemeinde im griechischen Philippi begonnen habe. Es sei bedeutend, dass als erste Christin in Philippi die Purpurhändlerin Lydia genannt wird, die sich aufgrund der Verkündigung des Paulus taufen ließ und in deren Haus sich dann die Neugetauften trafen. "Im Haus einer Frau wird die erste christliche Gemeinde Europas gegründet", hielt der Kardinal fest und verwies in diesem Zusammenhang auf die kürzlich abgeschlossene Weltsynode und die nach wie vor offene Frauenfrage in der Kirche.
Jesus wollte keinen Zwang
Der christliche Glaube sei eine Einladung und dürfe nie mit Zwang verbreitet und gelebt werden, so der Kardinal unter Verweis auf das Tagesevangelium über die Einladung zum Festmahl. Die am Ende der Bibelstelle enthaltene Formulierung "nötige die Leute zu kommen" (auf Latein: "compelle intrare") habe eine tragische Fehlinterpretation in der Kirchengeschichte ausgelöst. Diese Bibelstelle sei seit dem Kirchenlehrer Augustinus fälschlicherweise zur Rechtfertigung von Zwang herangezogen worden, bis hin zur Legitimation der Inquisition und von Religionskriegen. "Das aber war nicht die Absicht Jesu: Es ging ihm um Einladung, nicht um Zwang." Die Kirche zahle heute den Preis dafür, dass es in ihr so viel Zwang, Nötigung bis hin zum Missbrauch gegeben habe, so der Kardinal unter Verweis auf den laut Umfrageergebnissen eklatanten Verlust von Vertrauen in die Kirche.
Im Anschluss an den Festgottesdienst fand im Gemeindezentrum von St. Wolfgang ein Empfang mit zahlreichen politischen und kirchlichen Vertretern der Region sowie der Bundesländer Oberösterreich und Salzburg statt. Landesrat Christian Dörfel (ÖVP), zuständig in Oberösterreich für Soziales, Integration und Jugend, würdigte die "gute Zusammenarbeit von Kirche und Politik bei der Hilfe für Menschen, die es brauchen". Wenn es um Gesundheit, Pflege, Menschen mit Beeinträchtigungen, Geflüchtete und Vertriebene gehe, seien kirchliche Institutionen "verlässliche Partner". Auch der Salzburger Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) würdigte die Zusammenarbeit mit der Kirche im Sozialbereich. Schwaiger beschloss seine Ausführungen mit einem ausdrücklichen Dank an Kardinal Schönborn und sagte: "Wir alle ziehen den Hut vor dieser Lebensleistung." (KAP)
Der Mittwoch begann mit einer Eucharistiefeier um 7 Uhr in der Klosterkirche. Alle Bischöfe erschienen im festlich, grünen Messgewand. Unser Meditationsraum diente als Ankleidezimmer, wobei ein großer Kleiderständer speziell für diesen Anlass gefertigt wurde.
Der Kärntner Bischof Josef Marketz hielt die Predigt und sprach über die anspruchsvolle Einladung, wenn Gläubige zur Nachfolge Christi und zur Jüngerschaft aufgerufen sind. "Jünger-Sein ist wichtiger als Familienbindung, Besitz und Leidvermeidung", sagte Bischof Josef Marketz bei der Morgenmesse mit den österreichischen Bischöfen.
"Die Einladung zur Jüngerschaft klingt eher wie eine Ausladung" und erwecke den Eindruck, dass nur "Helden" ihr nachkommen könnten, so der Kärntner Bischof unter Bezugnahme auf das Tagesevangelium. Betrachte man diese Aufforderung aber im Kontext der biblischen Schriften, dann werde klar, dass Jesus keine Helden wolle, sondern sich gerade auch an Menschen am Rand der Gesellschaft wende, um alle in eine große und Lebens- und Glaubensgemeinschaft einzuladen. "Jüngerschaft bringt Freude in der Gewissheit, dass Jesus mitgeht und Gott ein Gott der Liebe ist", resümierte Marketz. (KAP)
Der Schwerpunkt des 3. Tages lag beim Thema „Digitale Kirche“ mit den Vortragenden Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Österreichischen Pastoralinstituts und Paul Wuthe, Presse- und Medienreferent der Bischofskonferenz. Ebenfalls zu Gast war Sr. Ida Vorel, Franziskanerin und Leiterin vom Quartier 16, dem Haus in Vöcklabruck für Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Sie ist unter „sr.ida“ auf dem Social Media Kanal Instagram erfolgreich unterwegs.
Nach dem Mittagessen blieb den Bischöfen etwas Zeit für eine Pause und Spaziergang bei schönem Herbstwetter. Am Dienstag bekam Kardinal Christoph Schönborn Besuch von Marcus Marschalek vom ORF. In der Bibliothek des Klosters sprach er unter anderem über die 33 Jahre seiner Amtszeit.
Der Donnerstagmorgen begann wieder mit einer Morgenmesse. Diesmal mit Zelebrant Vinzenz Wohlwend, Zisterzienser und Abt der Territorialabtei Wettingen-Mehrerau. Er sprach in seiner Predigt über die tiefe Bedeutung der Aussage „Ich glaube“. Für ihn bedeutet es „Ich vertraue“. Und gab dazu einen Einblick in seine persönlichen Erfahrungen. Es war eine bestärkende Zusage zur Nachfolge Jesu Christi, gleich welcher Lebenssituation und praktizierender Beziehungsform.
Vor dem Mittagessen bat Prior Thomas Hessler alle zur Verabschiedung in die Klosterkirche. Mit dem irischen Segenslied „Der Herr segne dich“ wurde den Bischöfen für ihren Besuch und ihre Präsenz gedankt. Br. Thomas schloss mit einer Einladung wieder zu kommen. Erzbischof Franz Lackner bedankte sich im Namen der Bischofskonferenz. Damit die Bischöfe ihre Arbeit zum Wohle der Menschen in unserem Land und zur Ehre Gottes tun können, braucht es einen guten Tagungsort und Gebetsräume wie im Europakloster Gut Aich, betonte der Erzbischof. Er überreichte Br. Thomas Hessler und Br. Benedikt Maria Hödlmoser als Dank ein Geschenk.
Br. Thomas bat abschließend Kardinal Christoph Schönborn um ein „Wort für uns alle“. „Für mich ist es ein Geschenk, dass ich meine letzte Bischofskonferenz nach 30 Jahren bei euch verbringen durfte – mit euch zusammen. Es geht uns Bischöfen gut, wenn man an so einen Ort kommt. Ihr seid ja schon ein wenig eigener Typ von Benediktinern, im Vergleich zu den großen Stiften. Man spürt, dass ihr mitten im Leben steht und das Ora et labora (bete und arbeite Anm.d.Red) praktiziert. Großen innigen Dank, als erstes für euer Sein und für euer Tun. Ich weiß, dass ihr ein Refugium für Viele seid, wo Priester neue Kraft finden. Danke, dass ihr uns beherbergt habt!“, so der Erzbischof von Wien.
Die Brüder aus dem Europakloster Gut Aich haben sich mit einem kleinen Give-away von den Bischöfen verabschiedet. Unser Erfrischungsgetränk Salvamaro Fresh Bitter, ein Klostergold-Likör und das Friedensgebet wurde ihnen mit auf den Weg gegeben. Ebenso wurde den Bischöfen ein Regenschirm aus dem Europakloster Gut Aich als Sinnbild für Schutz mitgegeben. Br. Thomas lud ein „den Mantel auszubreiten, für alle Menschen die Zuflucht brauchen. Es ist wichtig Zufluchtsort zu sein und Menschen Heimat zu bieten. – Danke für Euer Kommen und eine gute Fahrt nach Hause!“
Wir bedanken uns bei den vielen fleißigen Helferinnen und Helfer im Hintergrund für die Unterstützung bei der Organisation, für den Respekt untereinander, für Flexibilität und Zusammenarbeit in allen Häusern, die das Europakloster Gut Aich ausmachen. Danke an Angelo Rumbold und Paul Wuthe von der Bischofskonferenz Österreich für die gemeinsame Zeit im Büro, wir haben gern unsere Räumlichkeiten mit Euch geteilt.
Ein Lob auch an unsere Küche, Köchinnen und Köche, die neben unseren Gästen, auch noch uns Mitarbeiter*innen kulinarisch versorgt haben. :-)
Quelle: kathpress (KAP)
Redaktion: Susanne Windischbauer
Fotos: Paul Wuthe, Susanne Windischbauer